Ethos, die Mitglieder des Ethos Engagement Pools (EEP) International, ihr deutscher Partner DSW, Shareholders for Change und Better Finance, die insgesamt über EUR 350 Milliarden an verwaltetem Vermögen repräsentieren, fordern die grössten in Deutschland kotierten Unternehmen auf, künftig nicht mehr rein virtuelle Generalversammlungen abzuhalten, sondern ein Hybrid- oder Präsenzmodell zu wählen.
Die Umstände der Generalversammlungen (GVs) haben sich in den letzten Jahren erheblich verändert, insbesondere nach der COVID-19-Pandemie. Während früher fast alle GVs mit physischer Anwesenheit des Aktionariats abgehalten wurden, haben die Gesundheitskrise und die damit verbundenen Richtlinien zur öffentlichen Gesundheit die Unternehmen dazu veranlasst, rein virtuelle Generalversammlungen abzuhalten.
Die Beschränkungen oder gar Verbote für Personenansammlungen wurden jedoch in den letzten drei Jahren allmählich aufgelöst. Zahlreiche Investoren und Investorenvertreter, wie die Ethos-Stiftung oder ihre deutsche Partnerorganisation DSW, plädierten daraufhin für eine Rückkehr von GVs mit physischer Präsenz des Aktionariats oder zumindest für ein Hybridmodell, das den Aktionärinnen und Aktionären sowohl die Online-Teilnahme als auch - für diejenigen, die dies wünschen - die physische Anwesenheit an der GV ermöglicht.
„Die GV ist ein wesentliches Element der Aktionärsdemokratie“, erklärt Vincent Kaufmann, Direktor der Ethos Stiftung. „Sie ist oft der einzige Zeitpunkt im Jahr, an dem die Aktionärinnen und Aktionäre nicht nur die Führungsinstanzen des Unternehmens, dessen Miteigentümerinnen und Miteigentümer sie sind, treffen, sondern ihnen auch Fragen stellen, Ideen und Vorschläge unterbreiten und vor den anderen Aktionärinnen und Aktionären offen das Wort ergreifen können.“
In der Schweiz, wo sich die Ethos Stiftung für GVs mit physischer Anwesenheit der Aktionärinnen und Aktionäre einsetzte und weiterhin einsetzt, bleiben rein virtuelle GVs vorerst beschränkt. Seit Beginn des Jahres 2024 haben nur sechs Unternehmen des SPI (Aevis Victoria, ASmallWorld, Bunge, Carlo Gavazzi, Orascom Development und Swatch Group) diese Option gewählt.
Der Befund ist jedoch nicht überall derselbe. In Deutschland zum Beispiel veranstalteten mehr als die Hälfte der Unternehmen im DAX-Index, der die 40 Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung an der Frankfurter Börse umfasst, auch nach dem Ende der Pandemie noch ausschliesslich virtuelle GVs.
Aus diesem Grund starteten Ethos, die Mitglieder ihres Programms für Aktionärsdialog Ethos Engagement Pool (EEP) International und ihr deutscher Partner DSW, unterstützt von Shareholders for Change und der europäischen Privatanlegervereinigung Better Finance, die insgesamt über EUR 350 Milliarden an verwaltetem Vermögen repräsentieren, eine Engagement-Kampagne, die sich an die grössten in Deutschland kotierten Unternehmen richtet. Dabei werden diese aufgefordert, in Zukunft physische GVs abzuhalten, ihrem Aktionariat aber gleichzeitig die Möglichkeit geben, aus der Ferne abzustimmen und zu intervenieren.
„Der konstruktive und direkte Austausch der Aktionärinnen und Aktionäre mit dem Vorstand, aber auch der Dialog zwischen den einzelnen Aktionärinnen und Aktionären sind wichtige Bestandteile der GV“, betont Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW. Die Hybridlösung, die den Miteigentümerinnen und Miteigentümern des Unternehmens die Freiheit lässt, ihr bevorzugtes Format zu wählen, um einmal im Jahr zusammenzukommen, ist nach wie vor das geeignetste Format.“
Am 23. Oktober 2024 wurden Briefe an die zehn grössten DAX-Unternehmen verschickt, die seit COVID-19 ausschliesslich rein virtuelle GVs abgehalten haben und deren Genehmigung, auf diesem Weg fortzufahren, 2026 erneuert werden muss. Dabei handelt es sich um Allianz, Beiersdorf, BMW, Deutsche Bank, Deutsche Börse, E.On, Infineon Technologies, Mercedes-Benz Group, Merck und Siemens.
Konkret werden in dem Brief die Vorsitzenden der Aufsichtsräte und Vorstände aufgefordert, ihre Aktionärinnen und Aktionäre für die Generalversammlung 2025 wieder physisch zu versammeln. Ansonsten könnten die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner gegen die statuarische Genehmigung stimmen, die für die Fortführung eines rein virtuellen Formats erforderlich wäre. Ziel dieser Kampagne ist es, einen konstruktiven Dialog mit den Zielunternehmen bezüglich Wahl des künftigen Formats ihrer Generalversammlungen zu lancieren.